Ein dunkler Schall durchbricht die Nacht.
Und über die schmutzigen Straßen
fährt ein Windhauch, ganz sacht.
Ich schließe die Augen, ein grelles Licht
streift an mir vorüber, ganz dicht.
Ich spüre meine Hände zittern
in der eiskalten Nachtluft.
Aus vielen Fenstern strömt Wärme
und ein verheißungsvoller Duft.
Und dann, ganz plötzlich, renne ich los.
Meine Füße berühren kaum den trostlosen Teer.
Die Häuser, sie ragen vor mir auf, so groß.
Ich fühle mich verlassen und leer.
Wie gejagt laufe ich durch die Straßen.
Düsterer Nebel kommt mir entgegen.
Mir schient, daß die Menschen vergaßen,
was einst hier Schönes gelegen.
Ein Schrei gellt durch die lärmende Stille.
Ein Schrei, so laut und doch zaghaft.
Hier rauszukommen, das ist mein einziger Wille.
Doch woher den Mut, und woher die Kraft?
Von irgendwoher ertönt ein Knall.
So nah, und doch an einem so fernen Ort.
Die Häuserwand neben mir bremst meinen Fall.
Ich setze meinen Weg fort.
In die Nase dringt mir schrecklicher Gestank.
Er schließt mich ein.
Ich fühle mich hilflos, verlassen und krank.
Und ich bin ganz allein.
Wieder setze ich mich in Bewegung.
Ein Auto hupt - der Schreck durchdringt mich.
Doch anschließende Stille dämpft meine Erregung.
Wieder laufe ich weiter - ganz als hätte ich es eilig.
Regen setzt ein.
Wie tausend Nadeln peitscht er mir ins Gesicht.
Und doch ist er sanft, erfrischend und rein.
Ich höre, wie in der Nähe eine Scheibe zerbricht.
Ich laufe weiter.
Wind und Regen - wie eine Mauer
kommen sie mir entgegen.
In plötzlichem Licht, das einen Hof übersät
sehe ich Leute,
die ich einst gekannt, aber nicht mehr heute.
Heute ist es zu spät.
Überhaupt scheint mir alles sinnlos im Moment.
Wenn es nun wirklich so ist?
Wenn jemand, der dich heute noch kennt,
dich morgen schon wieder vergißt?
Wenn alles so schnell geht, auf dieser Welt,
ohne Kraft, ohne Bestand...
eine Kerze, die jetzt noch den Raum erhellt,
ist morgen schon längst verbrannt.
Ich laufe weiter und frage mich wieder: "Wo ist mein Ziel?"
Das Ausmaß der Trostlosigkeit wird breiter, sie nimmt mich ein, sie ist um mich herum...
und es ist soviel.
Noch einmal drehe ich mich um, um zu denken:
"Da ist der Rand.
Wem werde ich wohl meinen letzten Blick schenken?"
Doch es ist nur eine Wand.
Und dann gehe ich meinen letzten Schritt.
Durch die Nacht gellt mein Schrei.
Ins Leere geht mein Tritt.
ES IST VORBEI. -
UND ICH BIN FREI.

© by Janis Purucker, Oktober/November 1997