Die Nacht war schon hereingebrochen,
der Palast in Nebel eingehüllt.
Ihr Herz, es war schon längst gebrochen.
Die Prophezeihung war erfüllt.

Vergessen warn die Worte,
was blieb, war nur noch Schweigen.
Die Rose, sie verdorrte,
sie wiegte sich im letzten Reigen.

"Ach soll der Schmerz mein Herz durchdringen,
so tanz ich meinen letzten Tanz."
Die Vögel hörten auf zu singen,
alles zerfiel, nichts war mehr ganz.

Vom Regen war ihr Kleid durchdrungen,
Farbe tropfte auf den Stein.
Das letzte Lied, es war verklungen,
sie fühlte es, sie war allein.

Noch immer offen war die Wunde,
doch sie blutete nicht mehr.
Dies war die letzte Stunde...
sie ging zugrunde...
ihr Herz war leer.

Noch einmal hob sie scheu den Blick
und sah zu den Sternen hinauf.
Nur für einen kurzen Augenblick
spürte sie Sehnsucht, doch das Schicksal nahm seinen Lauf.

Gebrochen war ihr Herz,
gebrochen war ihre Macht.
Er war zu stark, der Schmerz.
Sie stürzte in die Nacht.

Doch auch die Nacht vermochte nicht
ihre Schmerzen zu lindern.
Das Licht brach sich wieder in ihrem Gesicht.
Sie wußte, sie konnte es nicht verhindern.

Langsam schritt sie die hohen Stufen hinab.
Das Zepter fest in der Hand.
Sie wußte, sie ging geradewegs in ihr Grab.
Gehe ohne mich unter, mein Land!

Gebettet auf Stoff und Seide
hatte sie geweint und geklagt.
Vorbei war alle Freude.
Es war zu spät - sie hatte versagt.

Die Schlange in beiden Händen,
rief sie: "Oh edles Tier, sei dir gewiß:
Ich werde nicht zwischen meinen Feinden verenden!
Oh schenke mir deinen Biß!"

Und schon spürte sie den scharfen Druck
der Zähne in ihrem Arm.
Sie riß das Tier weg mit einem Ruck.
Sie fühlte das Gift, stechend und warm.

Und schon spürte sie seine Wirkung.
Erschöpft sank sie zurück in die Kissen.
Noch einmal sah sie die Erinnerung:
Sie sah sich ihn noch einmal küssen.

Doch dann war es vorbei, ihre Glieder erstarben
und starr wurde ihr Blick.
Alles, was sie liebte, ließ sie zurück -
Ägyptens tausend Farben.

© by Janis Purucker, 1998