Gejagt
Dunkelheit um mich herum.
Meine Augen starren in die Nacht.
Zu Boden geht mein Blick, und stumm
halte ich wieder Wacht.

Vor dem inneren Auge sehe ich wieder Waffen.
doch die Angst gibt mir Kraft.
Auch heute werde ich wieder schaffen
was ich schon so oft geschafft.

Auf der Hut sein, angespannt hoffen
daß mich niemand entdeckt.
Augen und Ohren immer offen.
Ganz allein, im Dunkeln versteckt.

Wieder diese Stimme, tief in mir:
"Sie werden dich kriegen, irgendwann!"
Und das wegen dieser Habsucht, der Gier,
so stark, daß ich sie nicht mehr verstehen kann!

Kein Heute und kein Morgen,
ja nicht einmal ein Hier und Jetzt.
Immer gegenwärtig sind nur meine Sorgen,
tief in meinem Kopf verankert und vernetzt.

Gejagt bin ich, wie ein Tier.
Angeschlagen und verletzt, aber noch stark.
Die tödliche Kralle, sie greift nach mir!
Doch ich entkomme, und so meinem eigenen Sarg.

Kämpfen werde ich, bis zum Ende.
Bis meine Tage gezählt sind.
Über mein Grab streichen sanfte Hände.
Doch sie gehören nur dem Wind.

Bis ich endlich gehe zu Fall.
Bis die Kugel meines Jägers mein Herz durchdringt.
Und draußen im Walde die Nachtigall
einsam ihr Abschiedslied für mich singt.

Dann komme ich vor das höchste aller Gerichte,
um die Strafe zu empfangen, die mir gebührt.
Im schönsten Hell, im reinsten Lichte,
weil ich dem Teufel nicht widerstanden, der mich verführt.

Verschlossen ist das Tor für immer.
Ich habe versagt -
ICH BIN GEJAGT.

"Jagen ist wie gejagt sein - man ist auf der Flucht."
Zitat: Janis Purucker


© by Janis Purucker, November 1997